Gemeinnützigkeit für E-Sport-Vereine: Ein steiniger Weg voller Rückschläge

Die Debatte um die Gemeinnützigkeit von E-Sport-Vereinen in Deutschland bleibt hochaktuell und sorgt weiterhin für Spannungen. Trotz des wachsenden gesellschaftlichen und kulturellen Einflusses des E-Sports fehlt nach wie vor die offizielle Anerkennung als gemeinnützige Tätigkeit auf Bundesebene. Diese Anerkennung wäre essenziell, um steuerliche Vorteile zu nutzen und Spendenquittungen ausstellen zu können – Vorteile, die traditionellen Sportvereinen längst zugutekommen.

Politische Hürden und Versprechen

Die Ampelkoalition hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Förderung der Gemeinnützigkeit von E-Sport-Vereinen verständigt. Finanzminister Christian Lindner betonte im März 2024 optimistisch, dass man zuversichtlich sei, dieses Ziel in der laufenden Legislaturperiode zu erreichen. Dennoch fehlt bis heute eine klare gesetzliche Regelung. Die bürokratischen Abstimmungen ziehen sich in die Länge, und viele Vereine fühlen sich hingehalten.

Ein bedeutendes Hindernis stellt die fehlende Anerkennung von E-Sport als Sport dar. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) lehnt E-Sport weiterhin strikt ab, insbesondere populäre Titel wie „Counter-Strike“ und „League of Legends“. Diese Position bremst die politischen Fortschritte erheblich.

Rückschlag im Jahressteuergesetz 2024

Ein aktueller Rückschlag kam am 7. Juni 2024, als die Bundesregierung das Jahressteuergesetz 2024 verabschiedete. Der abgestimmte Regierungsentwurf enthält – wie bereits der Referentenentwurf – keine Ergänzung der Abgabenordnung zur Gemeinnützigkeit von E-Sport. Diese Entwicklung dämpft die Hoffnungen auf eine baldige Umsetzung des Koalitionsvertrags-Versprechens erheblich. Auf Nachfrage von GamesWirtschaft erklärte das Bundesfinanzministerium, dass die genannten Themenfelder weiterhin hohe Relevanz hätten und die regierungsinternen Abstimmungen andauerten.

Lokale Erfolge als Hoffnungsträger

Trotz der bundesweiten Blockaden gibt es auf lokaler Ebene positive Entwicklungen. Ein herausragendes Beispiel ist der Verein Dortmund eSports e.V., der kürzlich eine Grundförderung von der Stadt Dortmund erhielt. Diese Unterstützung ermöglicht es dem Verein, seine Angebote auszubauen und eine breitere Community zu erreichen. Der Vorsitzende des Vereins, Christopher Brand, zeigte sich überwältigt und sieht darin ein klares Signal für die Zukunft des E-Sports in Dortmund.

Ein weiteres Beispiel ist Bremen eSports, das zukünftig eine jährliche Fördersumme von 20.000 Euro erhält. Diese Mittel sollen dazu beitragen, die lokalen E-Sport-Angebote zu erweitern und die Community weiter zu stärken.

E-Sport bedeutet echtes Ehrenamt!

Florian Kleinschmidt, Vorsitzender von Braunschweig eSports e.V., äußerte sich enttäuscht über die erneute Verzögerungen: „Wir sind sehr enttäuscht über das politische Hinhalten und fühlen uns von der Politik im Stich gelassen. Fest steht, dass sich in unserem Verein jung wie alt gemeinsam den Hintern aufreißen, um für unsere Stadtgesellschaft ein langersehntes und wichtiges Angebot zu schaffen. Diesem Engagement gebührt in jedem Fall ebenso Respekt, wie er allen anderen gemeinnützigen Vereinen in unserer Region gilt. Ich kann nur darauf hoffen, dass die Politik zu ihren Versprechen steht.“

Forderungen und Zukunftsaussichten

Der E-Sport-Bund Deutschland (ESBD) bleibt entschlossen und fordert eine rasche Umsetzung der Gemeinnützigkeit. Der Verband betont die Notwendigkeit einer klaren gesetzlichen Regelung und einer umfassenden E-Sport-Strategie. Dazu gehört auch die finanzielle Förderung wissenschaftlicher Projekte und eine intensivere politische Unterstützung bei großen E-Sport-Events.

Wir geben nicht auf!

Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit für E-Sport-Vereine ist ein Thema, das weiterhin für Spannungen sorgt. Während lokale Erfolge wie in Dortmund und Bremen Hoffnung geben, bleibt auf Bundesebene noch viel zu tun. Die Politik steht in der Pflicht, ihre Versprechen einzulösen und den E-Sport als integralen Bestandteil der Gesellschaft anzuerkennen und zu fördern.

Die jüngsten Entwicklungen im Jahressteuergesetz 2024 sind ein deutlicher Rückschlag, doch die E-Sport-Community bleibt engagiert und kämpft weiter für die Anerkennung und Förderung ihres Sports. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die politische Unterstützung endlich konkret wird oder ob die E-Sport-Community weiterhin auf die lang ersehnte Anerkennung warten muss. Die Zeit drängt, denn mit jedem Jahr ohne Fortschritt wächst die Enttäuschung und Ungeduld der Millionen Fans und Aktiven.

An dieser Stelle möchten wir uns ausdrücklich bei unseren Partnern bedanken, die uns trotz dieser Umstände – insbesondere der damit verbundenen fehlenden steuerlichen Vorteile – seit mehreren Jahren die nötige Rückendeckung geben! Sie glauben nicht nur an uns, sondern auch daran, dass E-Sport für eine Stadtgemeinschaft authentisch wichtige Werte vermittelt: Toleranz, Vielfalt, Fairness und viele mehr! Und ein Dankeschön gilt auch an unsere aktuell 34 Mitglieder, die ehrenamtlich und trotz der fehlenden politischen Unterstützung das Thema E-Sport täglich voranbringen!

Denn eins lernt man sowohl im klassischen Sport, wie auch im E-Sport: Wir geben nicht auf!

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